Altersempfehlung 5+
Die Maus, die sich auf Spurensuche großer Denker unserer Geschichte macht, bietet einen wertvollen kindgerechten Einstieg in die Fragen von Wissenschaft und Technik. Nicht nur auf Textebene, auch mit Blick auf die so wichtigen visuellen Reize, denn der Autor ist ein wahrhaft talentierter Illustrator: Torben Kuhlmann hat eine Wahnsinnsbildwelt geschaffen, die Vorleser, Selbstleser und Zuhörer hineinzieht – in all die wundersamen Abenteuer der Maus. Dieses hier hat mit Raketen und Sternen zu tun …
Eine von allen als Tatsache begriffene Geschichte umzuerzählen, ohne irgendwen der Lüge zu bezichtigen, aber ganz gewiss die Phantasie zu amüsieren, das gelingt Torben Kuhlmann mit seinen Mausabenteuern. Diesmal fliegt sein Protagonist mit einer selbstgebastelten Rakete auf den Mond. Bis das gelingt, muss sich der Mäuserich gegen allerlei Widrigkeiten durchsetzen und entkommt am Ende sogar der Polizei mit ihren scharfen Hunden. Gerade rechtzeitig, um die in der naheliegenden Stadt zusammengeklaubten Bestandteile passgenau zusammenzusetzen – und vom Dach des Hauses abzuheben.
Warum es diese Mause soweit bringt? Weil sie es nicht ertragen kann, dass alle ihre Kompagnons den Mond für eine Käsekugel halten. Mit Verstand, Mut und Eifer will sie diesem Aberglauben ein Ende setzen.
Torben Kuhlmann nimmt die kleinen Leser mit auf eine bildreiche Reise mit sehr viel Tiefe: Kinder begleiten die Maus dabei, wie sie den Mond jeden Abend aufmerksam mit dem Teleskop betrachtet, wie sie bald physikalisch-architektonische Zeichnungen von Raketen anfertigt und wie sie den Entschluss fasst – sie muss selbst dorthin, wohin die Sonne ihre Strahlen entlässt. Zu dieser Sichelkugel. Mit dem Blechdosengefährt verlässt der kleine Nager unser Atmosphäre, streift die Dunkelheit, landet auf dem Mond und setzt ihre schwerelosen Füße auf den Boden des Mondes. Eigentlich erzählt der Autor die Geschichte der Mondlandung beinahe genauso, wie sie sich tatsächlich zugetragen, nur umgedacht für Kinderköpfe. Und mit fiktiven Details geschmückt, wie sie sich ja durchaus auch in den Geschichten der Erwachsenen finden.
Pädagogisch und ästhetisch ist Armstrong: Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond ein echter Hauptgewinn der Kinderliteratur. Das auch, da das Verhältnis von Text und Bild den Kindern Zeit lässt, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen und auch, die Bilder zu betrachten. Das ist ein oft unbeachteter Aspekt in Kinderbüchern, die sowohl Bild als auch Geschichte enthalten. In den Werken von Torben Kuhlmann jedoch, hat beides seinen Platz. Im Praxistest hat sich dieses Verhältnis mehrfach bewährt.
Aber zurück zum Text: All die Zeichenminiaturen finden die Menschen nach jener Odyssee durch den Weltraum, und sie fassen zur Wahrung unseres menschlichen Selbstverständnisses einen Entschluss: Da die Maus es eigentlich als erstes Lebewesen noch vor allen anderen geschafft hatte, ihr Fähnchen in den Sand des Erdtrabanten zu pflocken, nennen die Menschen die Maus kurzerhand wie den ersten Mann auf dem Mond: Armstrong. Falls irgendjemand ihre Geschichte erzählen sollte. Vorsichtshalber, denn sicher ist sicher.
Jenny V. Wirschky
Torben Kuhlmann Armstrong: Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond, NordSüd Verlag, 128 Seiten, 22 Euro
